15. Mai 1993: Im Nationalstadion von Tokio feiern 59.626 Zuschauer die Geburt der J-League, die an diesem Tag mit zehn Vereinen startet. Zum ersten Mal in der Geschichte findet ein Fußballspiel zwischen zwei japanischen Profimannschaften statt. Die neu eingeführte J-League löst die 1965 gegründete Japan-Soccer-League ab, in der vornehmlich Werksmannschaften großer Konzerne in einer Amateurliga organisiert waren.
Hinter den J-League Vereinen stehen auch heute noch die gleichen Konzerne, jedoch haben sich alle Vereinsnamen geändert. Der Yamaha F.C. wurde zum Beispiel in Jubilo Iwata umbenannt (Takaharas erster Profistation). Doch noch bis heute ist der Yamaha-Konzern größter Anteilseigner an Jubilo Iwata. Gespielt wird daher auch im heimischen "Yamaha Stadium". So ist es bei nahezu allen Vereinen der J-League. Mit der Umbenennung der Vereine wurden übrigens zeitgleich für alle Vereine Maskottchen eingeführt, deren Design zum größten Teil Sony Entertainment entwickelte.
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Ein Pionier in Japan: Pierre Littbarski 1993 mit dem Trikot von JEF United Furukawa. |
In die neue J-League wurde eine Menge Geld investiert, um die Qualität und natürlich auch die Bekanntheit des japanischen Fußballs zu steigern. Für eine Profiliga mussten zum einen neue Strukturen geschaffen, zum anderen die vorhandenen Spieler und Trainer aus- und weitergebildet werden. So wurden ausländische Stars mit reichlich Erfahrung importiert: Spieler, Trainer und sogar Schiedsrichter kamen aus vielen Ländern, um ihre Erfahrungen an die Japaner weiterzugeben. Es waren vornehmlich Europäer und Brasilianer, die den Schritt nach Japan machten. Die ersten Stars waren Pierre Littbarski, Gary Lineker und Zico. Ihrem Beispiel folgten weitere deutsche Spieler wie Uwe Bein, Frank Ordenewitz und Guido Buchwald, der auch heute noch als Trainer bei Urawa Red Diamonds aktiv ist. Trainer der japanischen Nationalmannschaft wurde - als Nachfolger des Franzosen Phillipe Troussier - der schon erwähnte ehemalige brasilianische Superstar Zico, der die Mannschaft auch bei der WM in Deutschland betreuen wird.
Der Plan der Japaner ist aufgegangen, denn die Qualität des japanischen Fußballs, und damit auch die Qualität jedes einzelnen japanischen Spielers, verbesserte sich in nur wenigen Jahren Profifußball enorm. Die Rolle als Ruhesitz verdienter, ehemaliger Profi-Fußballspieler aus Europa hat die J-League inzwischen an die Ligen der arabischen Halbinsel abgegeben. Nun spielen in Japan japanische Spieler die Hauptrolle. Die Besten werden sogar seit geraumer Zeit von europäischen Clubs umworben oder haben sich zum Teil schon in den europäischen Ligen etabliert.
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Schnelligkeit und Technik - Merkmale japanischer Spieler. |
Japanische Spieler sind dafür bekannt, dass sie technisch sehr gut ausgebildet, schnell und wendig sind. Das liegt an einer guten Basisarbeit im Verein, aber auch an dem japanischen Sportnetzwerk in Schulen und Universitäten. Vergleichbar mit dem System in den USA, gibt es organisierte Schul- und Universitätsfußballmannschaften. Es wird regelmäßig trainiert und untereinander gespielt. Es finden jährliche Schul- und Universitätsmeisterschaften statt. Das Niveau des Universitätsfußballs in Japan wird dadurch verdeutlicht, dass die besten Spieler dieser Meisterschaften regelmäßig von J-League-Vereinen unter Vertrag genommen werden.
Die Qualitätsentwicklung, die die japanischen Spieler genommen haben, ist am einfachsten an dem Abschneiden der Nationalmannschaft festzumachen. Die Teilnahme an der WM 1994 in den USA hatte man am letzten Spieltag der Qualifikation noch denkbar knapp verpasst, aber bereits für die nächste WM, 1998 in Frankreich, konnte man sich qualifizieren. Es war die erste Teilnahme einer japanischen Fußballmannschaft an einer WM. Konnte man hier die Vorrunde noch nicht überstehen, so gehörte Japan im eigenen Land, bei der WM 2002, schon zu den besten 16 Mannschaften. Man schied nach einer sehr guten Leistung nur unglücklich mit einem 0:1 gegen die Türkei aus.
Auch für die WM 2006 in Deutschland hat sich das japanische Team qualifizieren können. Nach den sehr guten Leistungen bei der so genannten "Mini-WM" in Deutschland sagte Trainer Zico sogar: "Wir haben beim FIFA-Konföderationen-Pokal unser Können und unser Potenzial gezeigt und sind in der Weltspitze angekommen."
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Nippon, Nippon, Nippon - japanische Fans sind bekannt für Fairness und Freundlichkeit. |
Auch die Fankultur in Japan hat sich weiterentwickelt. Nach dem anfänglichen Hype zur Einführung der J-League, als auf Anhieb 10.000 bis 12.000 Zuschauer im Schnitt in die Stadien kamen, stagnierten die Zuschauerzahlen der Ligaspiele und erreichten im Jahr 1998 sogar einen Tiefstand. Bis zur WM 2002 im eigenen Land konnten die Zahlen jedoch stetig gesteigert werde. Heute verfolgen durchschnittlich 20.000 Zuschauer eine J-League-Partie. Gerade nach den letzten Erfolgen der Nationalmannschaft fiebern immer mehr Leute in den Stadien und Bars in Team-Shirts der "Blauen Armee", wie die Japaner ihre Nationalmannschaft gerne nennen, mit und skandieren ihr bekanntes "Nippon, Nippon, Nippon".
Deutsche und japanische Fans unterscheiden sich merklich. Zum Beispiel ist der Frauenanteil unter den japanischen Fußballfans um einiges höher als in Deutschland. Auch ist für deutsche Verhältnisse die Sauberkeit in japanischen Stadien geradezu ein Phänomen. Hier achtet tatsächlich jeder Besucher darauf, seine Abfälle nach dem Spiel zu entsorgen. Zudem unterscheidet sich die Art der Anfeuerung und Unterstützung: Wo in Europa häufig die Gegner oder gegnerischen Fans ausgepfiffen werden, wird in Japan hauptsächlich die eigene Mannschaft gefeiert und unterstützt. Für Ihre Fairness und Freundlichkeit sind die Anhänger des Nippon-Teams schließlich auch bei dem FIFA-Konföderationen-Cup in Deutschland bekannt geworden.
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